Der zweite Tag bei Manuel …

… war sehr spannend – genau wie der heutige. Gestern Nachmittag hat mir Manuel einen Freund vorgestellt. Simon ist ein freundlicher alter Hippie, der sich auf einem nahegelegenen Grundstück ein Aussteigerparadies errichtet hat.wpid-img-20150506-wa0028.jpeg Wir bekamen von ihm zwei prächtige Salatköpfe, mit denen wir unser Abendessen zubereiteten. Dazu gab es im Holzofen gebackenes Brot. Ich selbst habe ein Sesambrot gemacht, was mir sehr gut gelungen ist. Das fertige Brot hat wunderbar nach Pizza gerochen. Wir saßen draußen im Zwielicht und haben uns dann wieder lange unterhalten während die Öllampe brannte, die ich mit Manuels Hilfe selbst gemacht habe.Dafür verwendet man lediglich eine alte Konservendose, deren Deckel man durchlöchert. Den Docht zieht man dann durch besagtes Loch und füllt die Dose mit einfachem Speiseöl (wir nahmen Sonnenblumenöl). Manuel gab mir den Tipp, dass wenn ich keinen im Handel erhältlichen Docht hätte, könne ich auch ein Tampon nehmen. Wenn der Docht dann Öl gezogen hatte, war die kleine Lampe fertig für den Gebrauch.

Heute sind wir dann in die Bäckerei des nächsten Dorfes Gata gefahren. Das Holz, welches wir gestern gesammelt und gestapelt haben wurde dort umgehend für die Beheizung des Ofens verwendet wurdwpid-img-20150507-wa0016.jpege. Der Ofen war von ganz besonderer Art: Hinter der Klappe drehte sich eine riesige Scheibe, worauf Brot und Gebäck abgelegt wurden. Nach einer Umrundung kam beides dann fix und fertig wieder an der Öffnung an. Die Bäckerin gab mir einen fertigen Magdalena (Muffin), der so gut schmeckte wie die Bäckerei roch. Ich war fasziniert, wie die Bäckerin mit der Teigspritze jede Muffin-Form exakt gleich füllte ohne nur einen Klecks daneben gehen zu lassen. Bei mir zu Hause sieht die Küche stets wie ein Schlachtfeld aus, wenn ich mich ans Backen mache. =)

Anschließend haben wir begonnen, die Wiese zu mähen und das Gras zusammenzusammeln. Manuel erklärte mir, wie er Permakultur betreibt. Was genau Permakultur ist und wie sie funktioniert, werde ich jedoch morgen etwas genauer erläutern. Wie haben zunächst den Rahmen für eine Beet-Begrenzung gegraben und zu deren Errichtung Baumstämme aus dem Wald gesammelt. Morgen werden wir das Beet fertig machen und dort Kartoffeln und Rucola-Setzlinge einpflanzen.

In diesem Heuhaufen habe ich eine Nadel versteckt ...

In diesem Heuhaufen habe ich eine Nadel versteckt …

Leider hat die Motorsäge für heute den Geist aufgegeben weshalb wir die Baumstämme nicht zurechtsägen konnten. Und weil wir einfach cool sind, beschlossen wir, lieber ein Stück am Fluss entlangzuwandern um an einer tiefen Stelle ein Bad zu nehmen. Wir ‚schwammen‘ durch das Dickicht aus jungen Mimosa-Pflanzen und Farnen. Ich kam mir vor wie in einem riesigen Dschungel und es erschien mir wie eine Ewigkeit bis wir die Stelle erreichten, die Manuel zum Baden vorgesehen hatten. Das Wasser war zuerst eiskalt, doch dann total erfrischend. Manuel badete nicht nur sich, sondern auch seine beiden Hündinnen, die diese Prozedur folgsam über sich ergehen ließen. Chillie hält vom Gebadet-Werden herzlich wenig und zog es vor, aus allen Ecken des ‚Dschungels‘ Stöcke hervorzuzaubern, die wir ihm in das flache (!) Wasser warfen. Als ich dann richtig Schwimmen ging, weinte mir der Gute wieder hinterher. Ich vermute, er hat dann Angst, ich könne ertrinken. Er selbst traut sich die Schwimmerei nicht zu. Nach unserer Rückkehr telefonierte ich mit der Heimat. Ich fühlte mich sehr ausgeglichen.

Jetzt bereiten wir das Abendessen zu – es gibt weider Salat mit Brot. Denn von letzterem haben wir gestern mehr als genug gebacken. Morgen kaufen wir ein Ersatzteil für die Säge und erwarten die Ankunft zweier weiterer Gäste, die Manuel erwartet. Soweit ich weiß, sind es zwei Deutsche – sie kommen per Bus aus Madrid und versuchen dann zu trampen.
Ich bin erstaunt, wie schnell ich mich an Manuels verrückte Routine gewöhnt habe. Er zeigt mir viele Tipps und Tricks und basiale Techniken zum Überleben in Wald und Wiese. Er ist ein herzensguter Mensch, doch glaube ich, dass er sehr einsam hier draußen im Wald lebt und das, obwohl ihn hier jeder in der Umgebung kennt und mag. So sehr ich den Emeriten um sein Leben am Fluss beneide, möchte ich diesen Weg jedoch auf keinen Fall alleine beschreiten müssen …

Einsiedlerleben hinter den sieben Bergen ...

Einsiedlerleben hinter den sieben Bergen …